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Visabeschränkungen für Schengen-Bürger aufgehoben – Europäer dürfen wieder nach Libyen reisen

März 28th, 2010 von Holger Dewitz ·

Libyen hat die Visa-Restriktionen und Einreisebeschränkungen für Europäische Bürger aus den Schengen-Staaten wieder aufgehoben. Damit können Touristen aus Deutschland wieder in das bisher touristisch kaum erschlossene Mittelmeerland reisen. Libyen hat mit der unverbauten Mittelmeerküste, grandiosen Wüstenlandschaften und prähistorischen Felsmalereien großes touristisches Potenzial. Vor allem die fünf Weltkulturerbe-Stätten des Landes, darunter  Leptis Magna, ehemals eine der wichtigsten Städte des römischen Imperiums und Cyrene, eine antiken Gründung griechischer Kolonisten mit immer noch eindrucksvollen Tempelruinen, gehören zu den besonderen Sehenswürdigkeiten des Mittelmeerraumes, die noch nicht touristisch überlaufen sind.

Einem Massentourismus wäre die Infrastruktur des Wüstenstaates auch noch nicht gewachsen. Neben den schlechten Verkehrsverhältnissen und überwiegend einfachen Hotels ist auch die politische Situation in dem islamischen Land für westliche Reisende nicht unbedingt anziehend.

Abgesehen von der für alle Sahara-Staaten geltenden Warnung vor einer Entführung westlicher Touristen durch islamistische Gruppen in entlegenen Gebieten, ist auch die Politik des libyschen Revolutionsführers Muammar al-Gaddafi schwer vorhersehbar. Die Sprunghaftigkeit des faktischen Staatschefs ist legendär. Erst vor wenigen Tagen, am 25. Februar 2010, rief al-Gaddafi zum Dschihad gegen die Schweiz auf, weil eine Volksabstimmung den zukünftigen Bau von Minaretten untersagte. Und 2009 wollte er die Schweiz gar unter den Nachbarländern aufteilen, weil er sich über die Schweizer Justiz ärgerte. Auslöser war die vorläufige Festnahme seines Sohnes in einem Genfer Hotel unter dem Vorwurf, Dienstboten verprügelt zu haben.

Die skurrile Idee einer Aufteilung der Schweiz durch die UNO ließe sich wohl genau wie die markige Rhetorik vom “Heiligem Krieg” gegen die Eidgenossenschaft unter politischer Folklore verbuchen.

Immerhin hat sich Libyen unter al-Gaddafi vom Terror als Mittel der Politik losgesagt und auch der letzte Krieg im Tschad liegt lange zurück. Und auch das libysche Außenministerium präzisiert „Dschihad“ nicht als Krieg gegen die Alpenrepublik, sondern als Aufruf zum Boykott der Schweiz.

Allerdings sehen libysche Behörden bei politischen Konflikten mit einem Staat gerne sehr genau hin, wie dessen Staatsbürger sich im Land verhalten. So wurde zwei Schweizer Staatsbürgers plötzlich wegen angeblicher Verletzung von Aufenthaltsbestimmungen die Ausreise aus Libyen verweigert, als der Konflikt um die Festnahme des Gaddafi-Sohnes Motassim „Hannibal“ in Genf eskalierte. Die beiden Schweizer verbrachten daraufhin zwangsweise mehrere Monate in der Botschaft in Tripoli. Einer der beiden durfte im Februar 2010 endlich ausreisen. Der Leiter der libyschen Filiale des Elektronik-Konzerns ABB, Max Göldi, musste jedoch eine viermonatige Haftstrafe antreten. Der Vorwurf: Er habe nur ein Touristen-Visum besessen und somit illegal gearbeit. Allerdings ist die Nutzung von Touristen-Visa durch ExPats und Geschäftsleute angesichts der schleppenden Bearbeitung von Geschäftsvisa Routine.

Die beiden Schweizer können daher durchaus als „Staats-Geiseln“ angesehen werden, mit denen politischer Druck auf ihr Heimatland ausgeübt werden sollte. Vor dem Abflug und nach Möglichkeit auch während eines Urlaubs in Libyen sollten Touristen sich daher in den Medien zumindest im Groben über die politische Situation informieren, um unangenehme Überraschungen am Flughafen zu vermeiden.

Kategorie:Afrika · Europa · Sicher reisen
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